Sunday, December 24, 2017

Der nichtssagende Herr Steinmeier: Ein Fest der Floskel

Zweimal im Jahr beglücken uns unsere höchsten Politlenker mit einem großen Löffel Baldrian. Den Löffel zum Fest verabreicht uns traditionell der Bundespräsident bei seiner Weihnachtsansprache, für die Dosis der Kanzlerin müssen wir uns noch bis Neujahr gedulden. Waren die Ansprachen des Pastors Gauck noch Satzgebäude, die reich an klebrigem Pathos und vor allem Substantiven waren, baut Steinmeier seine Wortgirlanden vor allem aus dem liebsten Bestandteil des modernen Politsprech, der Floskel. Das tut er natürlich mit Bedacht, denn er hofft, so die Halbwertzeit seiner inhaltsleeren Rede zu verlängern. Wo keine Inhalte sind, können sie auch nicht verloren gehen. Legt man die Weihnachtsansprache jedoch neben andere Meldungen vom Tage, bekommt die präsidiale Absicht einen Dreh in Richtung Irrsinn. Wenn Steinmeier sagt, „Wir leben in einer Zeit, die uns beständig mit Unerwartetem konfrontiert“ wird die 16-jährige aus Darmstadt ihrem Präsidenten sicher begeistert zustimmen – wurde sie doch ziemlich unerwartet von ihrem 17-jährigen Ex-Freund, einem Flüchtling, niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Vorfälle wie diesen könnten allein im Dezember einen ganzen Adventskalender füllen, sofern man sich die Mühe macht, den Elfenbeinturm von SZ, Spiegel, Zeit und Taz zu verlassen, um in den ausgetrockneten Sümpfen der Lokalpresse Türchen zu öffnen.
https://unbesorgt.de/das-schlimmste-erwarten-das-beste-hoffen-steinmeier-spricht-ueber-deutschland/

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